Die Welt hat sich verändert und selbst die Osterhasen werden als kulturelles Erbe in Frage gestellt. Ich mache mir da nichts vor und bin sicher, dass die aktuelle absolutistische Aggression der Cancel Culture dem unschuldigen Häschen den Garaus machen wird.
Doch denjenigen, die darin einen weiteren Verlust christlicher Werte sehen, muss ich auch widersprechen. Das Wort „Ostern“ hat mit Jesus ganz und gar nichts zu tun. Es ist ja nicht einmal sicher, ob Jesus an Ostern verstorben ist oder geboren wurde. Unsere Vorfahren feierten den Beginn des Neuen Jahres nicht im Januar, mitten im Winter, sondern tatsächlich um diese jetzige Zeit, wenn das Leben wieder aufersteht.
Ostaria und die Hasen
Laut einer Legende der Gebrüder Grimm stammt das Wort „Ostern“ von einer Göttin des Frühlings, namens Ostaria oder Ostara. Jäger jagden diese Göttin und versuchten sie zu töten. Da verwandelte sie sich in einen Hasen, flüchtete und entkam den Verfolgern. Auf dem Weg hinterließ sie Eier, die sie den Menschen hatte bringen wollen.
Fragen über Fragen
Natürlich stellt sich nun die Frage: was sind das für Jäger, die eine Göttin des Frühlings jagen? Welche Jäger jagen Göttinnen? Die Antwort ist einfach: Vertreter Monotheistischer Religionen rotteten alle matriarchalischen Glaubensrichtungen aus, die weibliche Göttinnen verehrten. Im Nahen Osten erledigten das die Schergen des Mohammed, in unseren Breitengraden sorgte das Christentum für die neue partriarchalische Gewaltordnung.
Hase und Ei
Der Hase war also tatsächlich kein christliches, sondern ein vorchristliches Symbol, das den Untergang der matriarchalischen Spiritualität repräsentiert. Auch das Ei, das angeblich als Symbol der Fruchtbarkeit von der Göttin an die Menschen gegeben werden sollte, hatte eine andere Bedeutung, als uns die Deutungshoheiten zu glauben vorgaben. In vorchristlichen Zeiten hatten viele altertümlichen Mythologien das Bild von einem Ei-förmigen Universum, innerhalb dessen der Yggrdrassil, der Baum des Lebens existierte. Dieses mythologische Weltbild enthielt keine Planeten, sondern hatte die Form eines Eis.
Heidnische Grüße
Unsere heutigen Ostersymbole enthalten also Hinweise auf unsere heidnisch-matriarchalischen Vorfahreninnen, die die ganze Welt auf eine lebensbefürwortende mütterliche Weise nährten. Die lebensverneindenen „Herr-scher“ des Moneytheismus verwandelten das „Genährt-werden“ in „Be-herrscht“ werden. Unsere aktuellen Gebräuche in Frage zu stellen, hat also nichts mit dem Islam zu tun, sondern damit, dass wir unsere Vorfahrinnen würdigen sollten, anstatt kritiklos die Deutungshoheit der blutigen Christianisierung zu übernehmen. Es wird Zeit für unsere Pubertät und eine damit verbundene Individuation.
Viele interessante Infos zu den Göttinnen und dem Schicksal ihrer Priesterinnen finden Sie in meinem Buch „Tod dem Teut – das transgenerationale Ur-Trauma“.
Totenkulte
Die Überlieferungen über Jesus Christus, ob es ihn so gegeben hat, wie die Bibel es beschreibt und ob er tatsächlich an Ostern gestorben ist, hat die Forschung oft in Frage gestellt. Vergessen wir nicht, dass aus der Deutungshoheit der katholischen Kirche heraus, zahllose Kritiker den Tod gefunden haben. Die Bibel ist m.E. als politisches Werk zu sehen und erst in zweiter Line als spirituelles. Meine eigenen Überlegungen dazu finden Sie in dem bereits erwähnten Buch „Tod dem Teut“. Auf alle Fälle lässt sich sagen, dass der Todestag des Geistheilers für viele Christen der wichtigste Feiertag ist. Sein Tod scheint also ein wichtigeres Ereignis zu sein, als seine Geburt. Seine angebliche Wiederauferstehung wichtiger als sein Leben.
Der Demiurg
In unserer Kultur ist es für uns unverständlich, dass es Menschen gibt, die das Leben nicht würdigen, die andere Menschen töten und gefährden oder gar den Krieg wollen. Aber es gibt Glaubensrichtungen, die ganz anderes funktionieren als unsere, im heidnischen Glauben verankerte Lebensliebe. Da, wo der Schöpfergott als „Demiurg“ gesehen wird, ist das Leben eine Falle, in der die göttlichen Funken an die Materie gefesselt werden.
Judas und Jesus
In diesen Glaubensrichtungen ist etwa Judas der erleuchtete Befreier des Jesus, weil er diesen aus der Gefangenschaft des Lebens befreit. Für die Lebensbefürworter ist Judas der verlogene Verräter, der Jesus Leben gegen Geld verkauft und sich später daher umbringt. Für die einen ist der Todbringer also der erleuchtete Befreier, für die anderen der verurteilenswerte Verräter. Verständlich, dass diese beiden Glaubensrichtungen im Krieg miteinander leben. Es gibt machtvolle Kulte und Sekten, die das Leben vom Leben befreien, und in das vorexistenzielle Dasein im ewigen Nichts zurückführen wollen. Das Nichts hat viele Namen: Nirwana, Ain Soph, Kether…… Mutterbauch!
Überwindung des Leidens
In Hermann Hesses „Sidhartha“ wird das Leben eines Brahmanensohns beschrieben, der unvorbereitet mit der Tatsache konfrontiert wird, dass es Kranke, Arme und Sterbende in seinem Königreich gibt. Von Stund an ist er auf der Suche nach der Überwindung des Leidens. Er findet seine Antwort erst im Alter, als Buddha unter einem Baum sitzend: das Nirwana, das Nichts, in das der Mensch eintreten und so den ewigen Kreislauf seiner Wiedergeburt unterbrechen kann. Die einzige Lösung, um das Leiden zu überwinden, ist also auch hier die Nicht-Existenz.
Die Nicht-Existenz als Antwort
Nun ist es eine Sache, für sich selbst die Nicht-Existenz zu entscheiden. Die Nicht-Existenz für die gesamte Welt zu entscheiden, geht hingegen entschieden zu weit. Doch diejenigen, die das vertreten, sind in machtvollen – meist männlich geprägten Kulten und Sekten organisiert.
Hier wird vielleicht schon klar, warum Mann von diesem Standpunkt aus betrachtet keine Moral mehr erkennt. Wenn Judas Jesus verrät und damit der Erleuchtete ist, der ihn vom Leben befreit, arbeitet Judas im Namen des Großen Göttlichen Nichts, meint es gut und macht es gut. Aus diesem Blickwinkel ist weder Verrat noch Mord negativ. Wer jedoch das Leben liebt, keine Freude am Schmerz hat und die seinen liebt, der wird nichts Positives in Judas sehen können. Es reicht ja auch, am Ende des Lebens zu sterben – ohne Gewalteinwirkung.
Befreiung als tödliche Gefahr
Auch wenn es theoretisch nur in der bi-polaren Existenz den positiven und den negativen Pol gibt, so ist praktisch das, was wir als „Böse“ definieren die Ursache allen Schmerzes, aller Krankheit, all dessen, was unser Leben vergiftet. Als böse erlebt der Lebensbejahende das Lebensverneinende.
So entsteht das Paradoxon, dass die, die das Leiden durch Befreiung vom Leben überwinden wollen, gleichzeitig die Ursache allen Leidens sind.
Ostara, Göttin der Sinnlichkeit
Ohne den Körper ist ein sinnliches Erleben nicht möglich. Der Körper ist das Vehikel, das benötigt wird, um die Schöpfung wahrzunehmen und zu genießen – riechen, hören, sehen, schmecken, spüren. Für den Lebensgenuss ist der Körper unabdingbar. Diese Wahrnehmung ist lehrreich und hilft beim Menschsein. Aus dieser Perspektive ist es völlig unsinnig, das Leben vorzeitig beenden zu wollen – zumal es ja sowieso endlich ist. Die matriarchalische Spiritualität möchte, dass ihre Kinder das Leben genießen.
Eifersucht statt Genuss
Aber die Herr-schaft der Anbeter des Demiurg, hat für das Gute und Schöne im Leben keine Verwendung. Hier wird das Menschenkind als Parasit wahrgenommen. Vielleicht weil es zu viel Aufmerksamkeit der Göttin bekommt und der Herr-scher eifersüchtig ist? Eifersucht soll ja angeblich den grausamen JHWE ebenso treiben wie Allah. Beide wollen Alleinherrscher sein. Es war die Eifersucht, die Kain dazu brachte, den Abel zu erschlagen und Jakob hat sich eifersüchtig an die Fersen seines Zwillingsbruders Edom geheftet. Frauen, die schon mal mit Männern verheiratet waren, die als Einzelkinder aufgewachsen und unreif geblieben sind, wissen vielleicht, wovon ich rede. 😃😏
Die Böse Göttin
In der Disney Produktion „Vayana“ ist die große Göttin böse geworden, weil man ihr das Herz entwendet hat. In einer großen Heldenreise überwindet Vayani ihre Angst vor der Grausamkeit und der Gefahr und bringt der Göttin ihr Herz zurück. Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das Symbol, das den Ort des göttlichen Herzens anzeigt, irgendwie bekannt.
Fröhliche Osterhasen
Ostaria hat sich in einen Hasen verwandelt, um dem drohenden Totenkult des Moneytheismus zu entkommen. Offensichtlich ist das auch gelungen. Unsere Sinne können sich auf alle Fälle an den süssen Osterhasen erfreuen, an den Frühlingsblumen, der Sonne und an allem anderen, was Genuss verspricht. Anstatt den Tod von Jesus in öden Gottesdiensten zu erdulden, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, ist die Vorstellung einer lebenslustigen Göttin, die vielleicht sogar seine Mutter war, wesentlich erstrebenswerter. Gott sei Dank haben wir Religionsfreiheit und müssen uns den Totenkulten nicht anschließen. Allerdings muss ich warnen: Lebensfreude ist unerwünscht bei den mächtigen Kulten. Warum? Sie stärken die Lebensfreude und die wiederum ist stärker als eine eingeimpfte Suizidalität. Ich empfehle die Entscheidung für die Lebensfreude trotz allem. 😃😏
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen fröhliche, Lebensbefürwortende Ostern, die neue, erfreulichere Perspektiven ermöglichen. Möge das Leben (Sie) gewinnen!
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