Jeder Mensch schreibt seine eigene Lebensgeschichte.
Im ungünstigsten Fall folgt der Mensch ein Leben lang der unbewussten Matrix, die zum großen Teil durch seiner Herkunft, die Vorfahren und seine Kindheit geprägt wurde.
In diesem Fall wird er ein fremdbestimmtes Leben führen – bis zu seinem, als fremdbestimmt erlebten, Ende.
Doch jede Lebensgeschichte enthält die Möglichkeit, aus der Fremdbestimmung auszusteigen und selbst Regisseur des eigenen Lebens zu werden.
Voraussetzung für die Selbstbestimmung ist die Bewältigung der Heldenreise.
Der Monomythos
Autor und Filmemacher Joseph Campell beschreibt on seinem Buch „Der Heros in tausend Gestalten“ die grundlegende Struktur, die einen gelungenen Film oder eine gute Story ausmachen. In der Psychologie wird die Heldenreise genutzt, um Schicksalsschläge besser zu verstehen und verarbeiten zu können und in schwierigen Lebensphasen einen Sinn im Geschehen zu finden.
Heldenreise im Außen oder im Innen?
Grundsätzlich ist jeder Aufbruch ins Leben eine Heldenreise. Alles, was dafür sorgt, dass der Horizont erweitert wird, kann als solche bezeichnet werden. Die Partnersuche, Reisen, Ausbildungen oder auch der Arbeitsbeginn – die Frage, wie man sein Leben einrichten möchte, wo und wie man leben möchte, all das sind Fragen, die in eine Heldenreise einmünden können.
Der geheime Plan
Wenn die bewusste Lebensplanung gelingen soll, ist es wichtig die unbewusste Ebene zu berücksichtigen. Erst durch die Integration der Arbeit mit der unbewussten Resonanz kann das eigene Erleben besser verstanden werden. Alles, was wir im Außen erleben, trägt das Hologramm unserer Matrix in sich. Die frühen Prägungen arbeiten wie Algorithmen im Unbewussten, was sich auf die Realität im Außen auswirkt. Wer eine Reise nach Sansibar geplant hat, kann daher, wenn sie oder er den unbewussten Plan nicht berücksichtigt, am Nordpol landen. Und wenn es nur darum geht, mit der Kälte umgehen zu lernen. Die Herausforderungen, deren Bewältigung das Schicksal von uns fordert, sind nicht bewusst und dennoch steuern sie einen großen Teil des Lebens.
Die Stationen, die die Algorithmen im Unbewussten prägen, kann man strukturiert durcharbeiten, indem man sich am Wiegandschen Lotus orientiert.

Ablauf einer Heldenreise
1. Die Herausforderung
Wohlbefinden versus Schicksal
Die größte Herausforderung im Leben ist das Erwachsenwerden. Das Übernehmen von Verantwortung lässt das Individuum reifen, denn diese Verantwortung ist das Fitnesscenter des Lebens. Das Ego will jedoch klein bleiben und statt der Verantwortung lieber „will haben“. Bitte ohne Anstrengung: Geld haben, Haus haben, einen reichen Mann/Frau haben, Führungsposition haben… „Ich will aber…!“ ist das Credo des Egos und nicht die Frage, wie man in Herausforderungen hineinwächst. Immer und immer wieder wird das Ego das eigene Wohlbefinden der Selbstwerdung vorziehen, im Sinne von „Hauptsache, mir gehts gut!“
Das Schicksal kann warten – aber nicht für immer.
Das gemütliche Elend
Komfortzone kann weh tun, denn Langeweile ist im wahrsten Sinne tödlich. Unterforderung ist eine ebenso große Belastung wie Überforderung. Eine toxische Beziehung, der man scheinbar nicht entrinnen kann, ein Arbeitsplatz, der nur ermüdet, all das kann eine Aufforderung zur Heldenreise sein. Im Grunde geht es um alle Umstände, aus denen man sich heraus entwickeln sollte, um in ein neues Leben gehen zu können. Wer sich ergibt, kann durchaus schwere Erkrankungen, Unfälle oder andere Umstände erleben, die in ihrer Folge ein langwieriges Nachdenken ermöglichen.
Spiele als Ersatz
Der moderne, unreife Mensch spürt aber seine Langeweile oft gar nicht. Sie oder er ist so mit Spielen beschäftigt, dass beispielsweise eine heran nahende Kriegsgefahr gar nicht erkannt wird. Man spielt den Helden in den Spielen an der Konsole, tobt sich im Sport aus oder lotet die Grenzen beim Bungee Springen oder Mountain Biken aus. Doch dieser Zeitvertreib entwickelt nicht den Helden in uns, sondern bestenfalls die Adrenalinsucht und das Bedürfnis nach Kicks.

Spielverderber
Aber plötzlich darf man nicht mehr in den Club, man darf nicht mehr mit den anderen feiern, man darf nicht mehr spielen, man darf nicht mehr in den Urlaub … man darf gar nichts mehr, bis die rettende Bratwurst kommt.
Viele haben angebissen, um weiter spielen zu dürfen. Für manche, die die Bratwurst wählten, beginnt nun der Horror der körperlichen Erkrankung. Auf andere wartet der frühe Tod – bezeichnender Weise oft beim Spielen und beim Sport.
Erschrockener Ausstieg
Gar nicht so wenige begannen den schweren Weg der Heldenreise und nahmen die reale Gefahr zur Kenntnis. Erschrocken stiegen sie aus der gefährlichen Massenbewegung aus. Sie mussten einiges auf sich nehmen, verloren ihre Freunde, ihre Jobs, ihre Sicherheit, während sich die Gefahr wie eine Tzunami über das verspielte Leben der blinden Massen erhob.
Es war alles andere als einfach. Was aber nur die Erfahrenen erkennen können ist, dass mit jedem echten Helden eine noch viel größere Gefahr für den Moment gebannt wurde. Diesen Weg des Ausstiegs hat meines Wissens niemand bereut und jeder Held hat mehr bewirkt, als man annimmt.
2. Hadern oder Aufbruch
Wissen um die Gefahr
Die Gefahr einer Heldenreise ist nicht zu leugnen. In der Komfortzone mag es langweilig sein, aber wir werden in der Regel nicht dafür erzogen, freiwillig übermässige Risiken einzugehen. Wir sind Stressvermeider, wir sollen dazu gehören, wir sollen uns anpassen. Im Nebenhaus werden vielleicht Kinder misshandelt, aber lieber mischt man sich nicht ein. Und der Politmist ist einfach zu stressig…
Kitzel des Horrors
Wenn Menschen Horrorfilme konsumieren, zeigen sie damit, dass sie zu sehr in ihrer Komfortzone eingeigelt haben und die Augen vor der sie umgebenden, oft auch gefährlichen Realität fest verschlossen sind. Anstatt an ihrer Widerstandsfähigkeit zu arbeiten, überlassen sie den Helden der Bildschirme das Wachstum.
Wer sich auf Heldenreise befindet, ist derartig mit der Verarbeitung von Erkenntnissen und Erlebnissen beschäftigt, dass er in den wenigen ruhigen Minuten seines Lebens alles andere brauchen kann, als ausrechnet Horrorfilme.
Der Narr
Im Crowley Tarot wird der Narr, der Mensch, der ganz am Anfang der Entwicklung steht, mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen dargestellt. Jeder, er plötzlich erkannte, was bei Corona gespielt wurde, kennt diesen Zustand. Bisher war er ein ahnungsloses Kind, das sich der Abgründe, an denen es vorbei ging, gar nicht bewusst war. Der Onkel Doktor hat doch studiert…
Doch nun kommt die Erkenntnis und die löst einen tiefen Schock aus. Zum ersten Mal hört er den Ruf des Abenteuers, der aber erst einmal wie eine drohende Sirene klingt.

Freiwillig statt Schicksal
Und dahin soll man freiwillig gehen? Danke, aber nein, danke! Das Hadern des Helden ist mehr als verständlich.
Das Dumme bei der Sache: was nicht freiwillig bewältigt wird, erscheint in Form von Schicksals-Schlägen in der Realität. Vielleicht später, aber die Lernaufgabe will bewältigt werden.
In Starwars verweigert Luke Skywalker seinen Aufbruch. Doch dann werden seine Tante und sein Onkel ermordet.
Luke versteht, dass man dem Schicksal nicht ausweichen kann.
Erst das und die Tatsache, dass er nichts mehr zu verlieren hat, bringt ihn dazu, aufzubrechen.
3. Die Weisen und die Matrix des Unbewussten
Jedem Helden begegnet ein Weiser oder eine Weise, die die Heldin oder den Helden mit der magischen Seite des Lebens bekannt macht. Im übertragenen Sinn ist damit gemeint, dass der Held eine Ahnung davon bekommt, dass es sein eigenes Bewusstsein oder sein Unterbewusstsein ist, das die Realität gestaltet. Auch, wenn er das noch nicht umsetzen kann, so entsteht dennoch eine Ahnung von dem, was ihm weiter helfen kann. Diese hilfreichen Weisen sind meist Vertreter der lichtvollen Welten, die jedoch die dunkle Seite der Macht sehr wohl und sehr gut kennen. Mit dieser Begegnung wird dem Helden irgendetwas Wichtiges in die Hand gegeben, was ihm später bei der Bewältigung helfen wird.
4. Verlassen der bekannten Welt
Dann ist es so weit. Der Held bricht auf und verlässt seine bekannte Welt, um in die Welt der Gefahren aufzubrechen. Sehr bald erlebt er Dinge, die sie oder ihn schockieren und erschrecken. Langsam wird ihm das Ausmaß der Gefahr bewusst. Es kann sein, dass er für diesen Aufbruch einen Gatekeeper überwinden muss. Das kann im wahren Leben ein toxischer Ehepartner, toxische Eltern oder ein betrügerischer Geschäftspartner sein. Diese Gatekeeper werden alles tun, um den Aufbruch zu verhindern. Manipulation, Gaslighting und viele Verhaltensweisen, die man aus dem Narzissmus kennt, können aufgefahren werden. Doch der Held lässt sich jetzt nicht mehr aufhalten. Wenn der Gatekeeper überwunden ist, kann es sein, dass dieser stirbt, denn seine Aufgabe ist erfüllt.
5. Freunde oder Feinde
Auf dem Weg zur Überwindung des Gatekeepers begegnen den Helden Menschen, die ihnen die Lage der Dinge vor Augen führen. Manche unterstützen den Gatekeeper, während andere bei der Bewältigung der ersten Erlebnisse behilflich sind. Alle Helden müssen erkennen, dass es in ihrem direkten Umfeld Feinde in Form von Unterstützern der Gatekeeper gibt, was sie bisher so nicht gesehen haben. Helden werden auch von denen enttäuscht, die sich weg ducken oder sie im Regen stehen lassen – in der Regel sind das diejenigen, die glauben in Sicherheit zu sein, weil sie ihre Schäfchen im Trockenen haben. Wohl den Helden, die nicht aus Versehen Feinde im Reisegepäck mitnehmen.
Gefährten
Dejenigen, die sich mit auf den Weg machen, sind die Gefährten. Oft passten diese vorher schon „nicht richtig dazu“. Gefährten sind weit mehr, als „Freunde“ oder „Bekannte“ oder ein „Netzwerk“. Sie zeichnen sich durch die unbedingte Loyalität aus, die trotz der Gefahren des gemeinsamen Wachstumsprozesses den Unterschied macht. Gemeinsam wird die Reise fortgeführt durch die Welt der Bedrohungen von innen und außen, in denen jeder Gefährte sich beweisen muss. Es gibt viele Rationalisten, die lächelnd sagen: das Leben ist doch nicht wie im Film. Jeder, der selbst eine Heldenreise erlebt hat, wird aber bestätigen, dass es sich genau so anfühlt. Helden brauchen keine Filme mehr, ihnen reicht die Realität.
6. 666 – Die Versuchung
Versuchung – das Falsche suchen
Unterwegs meldet sich die ursprüngliche Komfortzone erneut. Mr Niceguy oder Mrs Nicegirl erscheinen als erotische Versuchung auf der Bildfläche. Nein, es ist nicht die Frau, der Mann die Welt zu Füssen legen will! Die TraumpartnerIn wäre eine Gefährtin und nicht nur eine Versuchung. Es ist auch nicht der Prinz auf auf dem weißen Pferd. Aber „es passt schon“ irgendwie und man ist endlich mal wieder ein bisschen verknallt.
Der Weg bis hierher war mühevoll und schwierig und die Angst vor dem, was kommt ist grauenvoll. Wer nicht gut mit seinem Unbewussten umgehen kann, kann auch nicht wissen, ob sie oder er durchkommt. Der Druck ist immens.
Der Anstrengung entkommen
Die Versuchung zeigt die Möglichkeit auf, dem, was sich so aufgetürmt hat, doch noch zu entkommen. Da ist plötzlich die Schulter, an der man sich anlehnen kann. Dass eben diese Schulter später zum Brett vor dem Kopf werden wird, wird im Moment noch nicht erkannt. 🙂 Anstatt dem dunklen Pfad weiter ins bedrohliche Dunkle zu folgen, sucht der Held den Ausweg in der Leichtigkeit des Seins – so, wie Frodo, der den Ring loswerden möchte. Sie oder er haben die Dunkelheit satt, sind überfordert, haben Angst, sind müde und angestrengt. Der Ausstieg in die Normalität wirkt vernünftig.
Sehnsucht nach Ruhe
Die Versuchung kann in Form eines erotischen Abenteuers, aber auch in Form von Drogen oder anderen Süchten erscheinen. Hauptsache, man entkommt den düsteren Gefühlen und dem Stress. Viele Helden beschließen nun, doch lieber in den sicheren Hafen der Ehe einzufädeln, den einfacheren Weg zu wählen oder anderweitig auszuweichen. Lieber wieder spielen oder in Urlaub fahren. Während die Gefährten von den Stürmen des Lebens weg gerissen werden, rettet sich der Aussteiger in die Geborgenheit eines scheinbar normalen Alltags, der die Dunkelheit ausschließt.
Die zweite Wahl
Die versuchende Begegnung entspricht in der Resonanz der Reife, die der Held bereits errungen hat. Da die wesentlichen Prüfungen nicht bestanden wurden, kann es sich nur um die zweite Wahl handeln.
Nicht, dass es Menschen gibt, die mehr oder weniger wert wären, aber der Grad der Entwicklung ist unterschiedlich. Wenn zwei die Heldenreise unterbrechen, sind sie nicht das geworden, was sie hätten werden können. Sie haben vielleicht ihre Torschlusspanik besänftigt, aber dennoch sind sie füreinander zweite Wahl und das werden sie sich eines Tages gegenseitig spüren lassen. Wenn die Versuchung ein Gefährte oder eine Gefährtin wäre, würden sie sich der Reise anschließen – aber dann wären sie keine Versuchung mehr. Aus so mancher federleichten Versuchung wird mit der Zeit ein Bremsklotz oder ein Mühlstein, den man lieber vom Hals hätte.
Magie im negativen Sinne
Wenn die Heldin oder der Held der Versuchung zum Opfer gefallen ist, zeigt sich die Magie von ihrer negativen Seite. Plötzlich rückt der Traumjob in unerreichbare Ferne. Gute neue Kontakte brechen ab und dem Aussteiger ist überhaupt nicht klar, dass er gerade das Paradies einer drittklassigen Form von Sicherheit geopfert hat. Der Held erlebt auf seiner Reise im Angesicht seiner Widersacher seine wahre Größe und so findet der Mensch seine wahre Bestimmung. Fehlt diese Erfahrung, bleibt dem Aussteiger nur das Mittelmaß und die dazu gehörige Resonanz, begleitet von einer entfernten Ahnung, dass man etwas wichtiges verloren hat.

Der Spatz in der Hand…
„Die Liebenden“ im Tarot sind trotz den Zeichens der Verliebtheit nur bedingt ein positives Bild. Sie zeigen auf, wie sehr man sich gegenseitig in seiner Un-Reife spiegelt. Das Dunkle im einen spiegelt dem anderen seine Defizite. Diese Defizite hätten auf einer Heldenreise ausgeheilt werden sollen. Aber so führen sie die Betroffenen nur in die toxischen Niederungen der Beziehung 2. Wahl. Die tiefe Enttäuschung die jede Beziehung zur Folge hat, wenn sie nicht die 1. Wahl ist. Die zwei sind ausgewichen – was sie sicherlich gut begründen können. Aber dennoch sind sie „Stehengebliebene“ die vor der großen Gefahr zurück geschreckt und nun enttäuscht sind.
Die Versuchung wurde gesandt, um den Willen und den Charakter des Helden zu prüfen. Der Aussteiger muss feststellen, dass die Versuchung nur eine Fatamorgana, nur eine Illusion war. Nun ist sie oder er wieder am Ausgangspunkt gelandet, an dem das Murmeltier ewig grüßt.
Im nächsten Blog Artikel beschreibe ich wie es weiter geht mit der Spannenden Heldenreise, die nun in die tiefste Höhle der Gefahr eintaucht.
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Leben als Heldenreise 1-6
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Über den Sinn des Lebens
von Tina Wiegand Für einige Menschen ist es selbstverständlich, dass es einen Sinn des Lebens gibt, andere machen sich gar keine Gedanken darüber.Viele Menschen in unserer Handy-Gesellschaft sind so an äußeren Werten orientiert, dass sie nicht einmal bemerkt, wenn sie in Gefahr gerät.Sind Sie schlank genug, schön genug, ist der Urlaub warm genug, das Auto…
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